Alte Obstbäume auslichten und verjüngen. Praxiswissen für den Rückschnitt
Ob Apfel, Birne, Kirsche oder Pflaume: Wenn Sie im Garten viele und leckere Früchte ernten möchten, müssen Sie Ihre Obstbäume gut pflegen. Der Aufwand lohnt sich, denn Obstgehölze sind langlebig und können je nach Sorte bei nachhaltiger Pflege ein Ertrags- und Lebensalter von 50 bis 100 Jahren erreichen. Für den Erfolg Ihrer Obstbaumpflanzung ist der regelmäßige Obstbaumschnitt unerlässlich. Er gewährleistet, dass Sie im fortgeschrittenen Baumalter noch schmackhaftes und nährstoffreiches Obst genießen können.
In Abhängigkeit vom Alter und der Entwicklung unterscheidet man beim Obstbaumschnitt vier Schnittmethoden. Sie zielen darauf ab, eine ausgewogene Beziehung zwischen Wachstum, Blütenbildung und Fruchtansatz zu erzielen.
Der richtige Obstbaumschnitt:
- Pflanzschnitt: Der Erstschnitt nach dem Pflanzen erfolgt immer im Frühjahr, auch bei Herbstpflanzungen. Dabei werden alle Leittriebe gekürzt. Sie bestimmen später das Gerüst und die Form der Krone.
- Erziehungsschnitt: In den ersten sieben bis zwölf Jahren nach der Pflanzung fördert der jährliche Erziehungsschnitt den Aufbau eines stabilen Gerüstes und die Entwicklung breiter, belichteter, belüfteter und einfach zu erntender Baumkronen. Straffe Erziehungsschnitte verhindern von Beginn der Obstbaumpflanzung an ein vorzeitiges Vergreisen.
- Erhaltungsschnitt: Sobald der Baum erwachsen wird und regelmäßig viele Früchte trägt, kommt sukzessive der Erhaltungsschnitt zum Tragen. Er wird etwa alle zwei, drei Jahre durchgeführt. Hierbei steht die Fruchtholzverjüngung durch Auslichten im Mittelpunkt. Sie sorgt kurzfristig für Ernteeinbußen, aber unterm Strich für größere und qualitativ bessere Früchte.
- Verjüngungsschnitt: Wenn sich bei alten Obstbäumen kaum noch neue Austriebe zeigen und der Ertrag und die Fruchtqualität nachlassen, ist ein Verjüngungsschnitt angebracht. Er regt durch kräftige Rückschnitte neues Triebwachstum an. Verjüngungsschnitte gelingen bei Kernobst besonders gut. Vor allem Apfelbäume, Birne, Sauerkirsche und Pfirsich reagieren auf die Verjüngung mit kräftigen Neutrieben und der Entwicklung größerer Früchte. Bei lange nicht mehr geschnittenen Obstbäumen wird aus dem Verjüngungs- ein Sanierungsschnitt, der in Etappen über bis zu drei Jahre durchzuführen ist.
Warum Obstbäume schneiden? Weil Obstgehölze ohne Schnitte und durch eine unsachgemäße Kronenpflege verzweigen. Dadurch verdichtet sich die Krone und es gelangt weniger Licht ins Innere des Baumes. Der Baum vergreist, die Bruchgefahr steigt und der Ernteertrag geht zurück. Umgekehrt sorgen zielgerichtete Obstbaumschnitte für Vitalität, ein hohes Ertrags- und Lebensalter und solide Ernteerfolge.
So erkennen Sie vernachlässigte Obstbaumkronen
Sehen Obstbäume über Jahre keine Astschere mehr, wachsen die Gehölze vollkommen unkontrolliert. Das ist der Krone deutlich anzumerken. Im oberen Kronenbereich verzweigen und verdichten sich die Triebe zu einem lichtundurchlässigen Geflecht und an den Astenden stärkerer Zweige bilden sich hängende Triebe. Das starke Triebwachstum oben geht mit einem Absterben der unteren Äste einher. Eine Überbauung der Krone tritt ein. Da sie im Innern immer weniger Sonnenlicht erhält, werden die Äste stetig kahler und sterben ab. Vitales Fruchtholz finden Sie nur noch in den Randbereichen der Krone. Der Ernteertrag geht zurück, die Fruchtqualität lässt nach. Vielfach machen sich Holz- und Blattkrankheiten breit. Kurz: der Obstbaum altert vorzeitig.
Doch vergreiste Obstbäume können immer noch viele Lebensjahre vor sich haben. Wenn die Bäume gesund sind und die Vergreisung noch nicht zu weit fortgeschritten ist, verleiht ein Sanierungsschnitt den Gehölzen neuen Elan: Durch das Auslichten und Verjüngen bilden sich wieder Jungtriebe, aus denen sich Fruchtholz entwickeln kann. Worauf es bei der Altbaumpflege ankommt und wie Sie dabei vorgehen, erfahren Sie hier.
Ziel der Sanierung: Krone auslichten und neues, gesundes Fruchtholz fördern
Ein kräftiger Altbaumschnitt strebt die Wiederherstellung einer belichteten und durchlüfteten Baumkrone mit einer ausgewogenen Entfaltung von Leit-, Seiten- und Hauptästen an. Eine alte Gärtnerweisheit sagt: „Die Krone eines Obstbaums muss so licht sein, dass der Gärtner seinen Hut durchwerfen kann.“ Mit anderen Worten müssen Sie für die gelingende Revitalisierung des Baums jeden Ast, Zweig und Trieb betrachten und klären, was im Sinne einer ausgewogenen Kronenentwicklung bleiben darf oder entfernt werden muss.
Damit sich die Obstbaumverjüngung lohnt, braucht der Baum eine gewisse Grundgesundheit. Wie sehen das jährliche Triebwachstum und der Ernährungszustand des Baums aus? Das Auftreten von Baumpilzen, Verletzungen und Einmorschungen lassen auf mangelnde Vitalität schließen. Sind Parasiten oder Krankheiten wie Obstbaumkrebs vorhanden? Bei einem negativen Baumumfeld sollten Sie eventuell die Neupflanzung einer robusteren Sorte an einem geeigneteren Standort in Erwägung ziehen.
Konsequenter Rückschnitt bis ins alte Holz hinein
Abhängig vom Baumzustand, der Aststellungen und dem Verhältnis von Neutrieb und Fruchtansatz wird bei der Sanierung die Krone um ein Drittel oder mehr zurückgenommen. Dies gelingt nur, wenn Sie neben einem Großteil der Triebe auch größere Äste im oberen Kronenbereich entfernen, die ursprüngliche Gerüstäste verschatten. Auch Leitäste und die Stammverlängerung werden zurückgesetzt, vor allem wenn sie instabil oder bruchgefährdet sind. Abschließend erfolgt die Entfernung von altem, herabhängendem Fruchtholz.
Nach dem Rückschnitt sollte die Baumkrone eine Pyramidenform (bei manchen Sorten auch Bogenform) haben, dann gelangen wieder viel Licht und Sonne hinein, was für den Vorgang der Photosynthese und die Obstqualität elementar ist.
Verjüngende Schnitteingriffe bei ungepflegten Obstbäumen werden auf mehrere Etappen verteilt. Sie erstrecken sich über Wochen, Monate und Jahre. Einerseits verträgt der Baum dosierte Schnittmaßnahmen besser, andererseits wird das Wachstum nicht so stark wie bei einer einmaligen Verjüngung angeregt.
Tipp: Bei der Obstbaumverjüngung fällt viel Schnittgut an. Mit diesem können Sie eine Totholzhecke gestalten, den Komposter befüllen oder ein Hochbeet anlegen.
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Wann geht’s los? Die beste Zeit zum Verjüngen ist der Winter
Wenn ein älterer Obstbaum nur noch schwach Neutriebe bildet sowie unregelmäßige Erträge mit unzureichend versorgten und wenig gehaltvollen Früchten entwickelt, reicht eine Fruchtholzverjüngung nicht mehr aus – die Lebensdauer und Baumgesundheit sind bereits stark eingeschränkt. Statt Erhaltungsmaßnahmen sind konsequente Rückschnitte erforderlich. Dafür eignen sich die Monate von Januar bis März optimal, da in diesem Zeitraum der Neuaustrieb am stärksten gefördert wird. Außerdem warten während dieser Phase der Gartensaison draußen wenig andere Beschäftigungen auf Sie. Und da im Winter keine Vögel brüten, verletzen Sie auch bei stärkeren Schnitteingriffen keine Naturschutzbestimmungen.
Wird die Verjüngung in Etappen über mehrere Monate oder Jahre hinweg durchgeführt, können Sie ab November mit dem Auslichten beginnen und im neuen Jahr die Formung des Gerüsts anschließen. Alte Obstbäume reagieren empfindlich auf Kälte – Auslichten und Verjüngen sind bei Frost tabu. Generell empfehlen sich sonnige und trockene Tage.
Grobe Schnitzer vermeiden: Gute Planung ist beim Obstbaumschnitt das A & O
Um Obstbäume auszulichten und zu verjüngen, ist geeignetes Schnittwerkzeug elementar. Es sorgt erstens für ein müheloses Abtrennen der Äste, Zweige und Triebe, zweitens hinterlässt es glatte und saubere Schnittstellen, die schnell abheilen können. Je nach Triebstärke wählen Sie für dünnere Zweige eine Astschere und für dickere Hölzer eine Bügel- oder Schwertsäge. Für die jungen, grünen und biegsamen Triebe sind Bypass-Scheren mit zwei scharfen Klingen besser geeignet als Modelle, die nach dem Amboss-Prinzip arbeiten. Letztere empfehlen sich nur für altes und hartes Holz, da sie die Kraftanstrengung reduzieren. Achten Sie stets auf geschärfte Klingen. Mit einer Hippe schneiden Sie Krebsstellen oder Sägewunden nach. Sparen Sie nicht bei der Werkzeugqualität, billige Gartenwerkzeuge bieten keine Arbeitserleichterung.
Neben gutem Werkzeug ist eine stabile, sicher stehende Anlege- oder Einholmleiter erforderlich – in den Baum klettern und sich gleichzeitig festzuhalten und zu sägen, kann gefährlich sein. Zu empfehlen sind verlängerbare Leichtmetallleitern. Falls keine Leiter zur Verfügung steht, nutzen Sie Teleskopaufsätze für Ihre Werkzeuge.
Bevor Werkzeuge zum Einsatz kommen, legen Sie das Gerüst fest
Worauf kommt es noch an? Verschaffen Sie sich einen Überblick über die Baumstruktur und Schnittmaßnahmen, bevor Sie in Aktion treten. Bei einem vergreisten Obstbaum wird mindestens ein Drittel der Krone entfernt. In welcher Höhe ist das? Wo enden Seitenäste zum Ableiten? Wurde der Baum früher sachgemäß geschnitten, können Sie sich am ursprünglichen Grundgerüst orientieren, sofern dieses noch sichtbar ist. Falls nicht, definieren Sie die Trageäste, die sich zur Bildung eines pyramiden- oder bogenförmigen Gerüsts eignen. Kommen mehrere Triebe in Frage, reduzieren Sie Anzahl auf drei bis fünf Leitäste. Diese müssen in unterschiedlicher Höhe ringsherum aus dem Stamm wachsen.
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Schnitt für Schnitt: Anleitung für den Sanierungsschnitt vergreister Obstbäume
Sie sind sich darüber im Klaren, welche Leittriebe das zukünftige Gerüst bilden? Dann entfernen Sie im gesamten Kronenbereich alle Konkurrenztriebe sowie kranke, sich reibende oder zu eng stehende Äste. Ebenso schneiden Sie parallel, einwärts oder überkreuz wachsende Äste fachgerecht auf Astring. Die überhöhte Krone setzen Sie auf tieferstehende Zweige ab. Durch diesen klassischen Auslichtungsschnitt erhält das Innere des Baumes wieder mehr Licht. So können Sie gut erkennen, welche Schnitte sich zur Neugestaltung des Gerüsts anbieten.
Tipps: Führen Sie das Auslichten mit einer zweiten Person durch, die sich mit etwas Distanz zum Baum hinstellt und Ihnen Hinweise gibt, wo zu schneiden ist. So erhält die Krone die gewünschte Form. Und lassen Sie sich fürs Auslichten mehrere Wochen Zeit: Werden verwahrloste Kronen auf einen Schlag komplett ausgedünnt, bilden sich im Übermaß Neutriebe.
Auslichten. Haupt- und Leitäste kürzen. Fruchtholzschnitt
Im zweiten Teil der Verjüngungskur kürzen Sie die Stammverlängerung und verbliebenen Gerüstäste um ein Drittel, das heißt um etwa 100 bis 300 Zentimeter. Fast nur noch Fruchtholz aufweisende Bäume müssen stärker zurückgeschnitten werden. Das Ende des Hauptasts bildet den höchsten Punkt. Die Leitäste verteilen sich in verschiedenen Höhen um den Stamm herum. Sie sollten ungefähr gleich lang sein. Im Idealfall werden die starken Äste auf günstig stehende Seitenäste abgeleitet. Nebenzweige schneiden Sie von der Spitze her auf rund 50 Zentimeter zurück. Im oberen Kronenbereich dürfen die Seitenäste noch stärker gekürzt werden.
Nicht wiedergutzumachende Fehler: Für einen naturgemäßen Kronenaufbau verzichten Sie darauf, den Mitteltrieb herauszunehmen, im unteren Kronendrittel hängende Astpartien abzusägen oder große Äste am Stamm zu kappen.
Mit dem Fruchtholzschnitt schließen Sie den Sanierungsfall ab. Altes Fruchtholz wird entfernt, um Platz für junge, tragfähige Zweige zu schaffen. Es ist durch seine knorrige Optik einfach zu erkennen. Abgetragenes Fruchtholz entsteht, wenn an den Triebspitzen nur noch Blütenknospen gebildet werden, aber kein Neuwuchs mehr stattfindet. Dadurch nimmt zwar die Fruchtanzahl zu, aber die Fruchtgröße und -qualität ab. Aufgrund der hohen Fruchtlast zieht es die Äste nach unten. An der Oberseite der gebogenen Fruchtäste kommt es am Scheitel oft zu Neutrieben, aus denen in den darauffolgenden Jahren neues Fruchtholz entsteht, das sich – bedingt durch die hohe Fruchtlast – wieder nach unten neigt … Der sich stetig wiederholende Prozess wird Rotation des Fruchtholzes genannt.
Kurz gesagt dient die Fruchtholzverjüngung also dazu, überhängende Fruchtäste zu entfernen. Auf den Seitenästen leiten Sie überaltertes Fruchtholz auf höher liegendes, jüngeres Fruchtholz ab; an den Leitästen und der Stammverlängerung lichten Sie alte Fruchtholzbereiche großzügig aus.
Die Baumsanierung erfordert Fingerspitzengefühl
Beim Auslichten und Verjüngen fällt viel Schnittgut an. Planen Sie genügend Platz zum Ablegen ein. Ferner ist es ratsam, immer wieder die Leiter zu verlassen und aus einigem Abstand die Krone zu betrachten. Fehlerhafter Wuchs fällt dabei besser ins Auge. Umrunden Sie den Baum und verschaffen Sie sich Klarheit über die nächsten Aufgaben. Lassen Sie sich Zeit: Vergreiste Hoch- und Halbstämme sollten etappenweise verjüngt werden. Auslichten, Gerüstäste kürzen und Fruchtholzschnitt stellen abgeschlossene Maßnahmenpakete dar, die sich bei verwahrlosten Obstgehölzen auf bis zu drei Jahre verteilen lassen. Die zeitliche Streckung eröffnet Ihnen zudem die Möglichkeit, adäquat auf Neuaustriebe zu reagieren.
Größe der Schnittflächen und korrekte Schnittführung
Alte, viele Jahre nicht mehr geschnittene Obstbäume entwickeln umfangreiche Äste. Aber hinterlassen Sie beim Verjüngen keine Schnittwunden mit mehr als 10 cm Durchmesser, da diese eintrocknen und nicht mehr mit neuem Pflanzenmaterial überwallt werden. Oft breiten sich Pilze und Bakterien an diesen Stellen aus, die den ganzen Baum zerstören können. Selbst wenn ein ideales Gerüst solche Schnitte erfordern sollte, wird darauf verzichtet. Ein weniger günstiger Gerüstaufbau ist potentiellen Krankheiten immer vorzuziehen. Damit keine schädlichen Keime ins Innere des Holzes vordringen, benutzen Sie sauberes Werkzeug, das vor und nach dem Schnitt desinfiziert wird.
Sekundärinfektionen beugen Sie darüber hinaus mit einem Schnitt auf Astring vor. Der fachgerechte Gehölzschnitt erleichtert dem Baum das Überwallen der Schnittwunde. Beim Astring handelt es sich um die Verdickung am Astansatz. Sie entsteht durch eine innige Verzahnung von Ast- und Stammholz, die optimale Bruchsicherheit in alle Richtungen bietet. Diese Verzahnung bleibt erhalten, wenn Sie den Schnitt direkt vor dem Astring ohne Verletzung des Stammmaterials ausführen. Im Anschluss überwallt der Baum zügig die Schnittstelle und schottet das Stammholz gegen Bakterien und Pilze ab. Parallel lagert er Stoffe ins Holz ein, die eine Barriere gegen Keime bilden.
So wird der Schnitt auf Astring fachgerecht ausgeführt:
Schnittführung | Der korrekt ausgeführte Schnitt vor Astring sorgt dafür, dass kein Stammmaterial verletzt wird, die ringförmige Verzahnung aus Ast- und Stammholz erhalten bleibt und die Schnittstellen im Saftfluss bleiben. Setzen Sie den Schnitt stammglatt an, beginnt der Baum zwar sofort mit der Überwallung der Schnittstelle, aber nach innen kann er sein Holz nicht schnell genug abschotten. Durch die misslingende, an kleinen Rissen erkennbare Wundholzbildung können Pilze ins Holz eindringen. |
Dünne Äste | Es besteht keine Gefahr, dass die Rinde einreißt. Sie können den Zweig unbesorgt auf Astring kürzen. Dafür setzen Sie direkt vor dem Astring an und schneiden den Ast in einem Zug ab. Halten Sie den Ast mit der Hand fest. So verhindern Sie zuverlässig ein Einreißen der Rinde. |
Dicke Äste | Aufgrund des höheren Gewichts besteht bei dickeren Zweigen die Gefahr, dass der Ast bricht und die Rinde teilweise bis an den Stamm einreißt, bevor Sie den Schnitt fertigstellen. Damit wäre die perfekte Eintrittspforte für Erreger gegeben. Lösung bietet der Stufenschnitt. Mit diesem Vorbereitungsschnitt nehmen Sie Druck vom Ast, verringern das Gewicht und verhindern, dass die Rinde einreißt. |
Stufenschnitt | Schneiden Sie den Ast 20 bis 30 Zentimeter vom Stamm entfernt an der Unterseite ein. Maximal bis in die Astmitte sägen, damit das Werkzeug nicht einklemmt. Sobald sich die Astspitze nach unten neigt und das Holz zusammengedrückt wird, ziehen Sie die Säge aus dem Spalt. Nun setzen Ihren zweiten Schnitt an der Astoberseite an – rund 0,5 bis 1 Zentimeter näher zum Stamm, als den ersten Schnitt an der Unterseite. Ist der Schnitt tief genug (Höhe der Einkerbung auf der Unterseite), bricht der Ast durch sein Eigengewicht ab. Gegebenenfalls helfen Sie nach. Der Ast kann nur bis zum unteren Schnitt einreißen. Abschließend kürzen Sie den Aststummel fachgerecht auf Astring. |
Übrigens: Die früher üblichen Verschlussmittel zur Verhinderung von Infektionen werden heute nicht mehr auf die Schnittfläche aufgetragen, da sie nachweislich die Ansiedelung von Erregern fördern. Bei korrekter Schnittführung hilft sich der Baum selbst am besten.
Nachbehandlung: Im Anschluss an die Verjüngung erfolgen die Korrekturschnitte
Das Auslichten und Verjüngen sind starke Eingriffe in das Gleichgewicht eines Obstbaumes, die er schnell durch eine Erneuerung des Kronenvolumens zu kompensieren versucht: In den Folgejahren bilden sich an den Schnittstellen viele Neutriebe. Um die Fruchtbarkeit des Baumes wiederherzustellen, müssen Sie 50 bis 75 Prozent durch Vereinzelung entfernen. Aus den Wasserschossen dürfen keine Besen entstehen. Das Vereinzeln der grünen Neutriebe startet nach den Eisheiligen im Juni mit beginnendem Sommer. Dann kann die ganze Kraft des Baumes in die Triebe gehen, die zu neuem Fruchtholz aufgebaut werden sollen.
So gelingt das Vereinzeln:
- Entfernt werden alle steil aufrecht und nach innen wachsende sowie zu dicht stehende und sehr große Neutriebe.
- Das Ausreißen: Zum Entfernen der frischen, noch nicht verholzten Wasserschosse benötigen Sie nicht einmal eine Schere. Einfach den Trieb mit der Hand umgreifen und mit einem kräftigen Ruck an der Ansatzstelle ausreißen. Wenn möglich, mehrere Schosse gleichzeitig umfassen.
- Stehen bleiben mittelgroße bis große Triebe, die sich zur Seite neigen und diagonal wachsen. Sie eignen sich für Fruchterträge. Optimal sind im Winkel von 45° wachsende Triebe. Etwa 50 Zentimeter Abstand zwischen den Trieben ist ideal.
- Senkrecht hochwachsende Triebe können Sie alternativ nach unten binden. Das nennt man Saftwaage. Die Prozedur sorgt dafür, dass die Schosse Fruchtstände ausbilden.
- Ausnahme: An größeren Schnittstellen entstandene Wassertriebe vereinzeln Sie erst im nächsten oder übernächsten Jahr, dann verheilt die Schnittwunde besser.
Die Stärke des Neutriebes ist von diversen Faktoren abhängig und nicht exakt kalkulierbar. Nach zwei, drei Jahren sollte der Obstbaum sein Wachstum beruhigt und eine lichtdurchflutete Krone mit markantem Gerüst aufgebaut haben. Vitale Obstgehölze, die beim Verjüngen stark ausgelichtet und zurückgeschnitten wurden, bilden neue Fruchttriebe. Sie lassen auf eine reiche Ernte mit guter Fruchtqualität schließen. Damit diese erhalten bleibt, sollten Sie das Gehölz regelmäßig mit Erhaltungsschnitten pflegen. Reagiert ein vergreister Obstbaum nur zaghaft mit Neuaustrieb, empfiehlt es sich unter Umständen, den Baum zu fällen und einen Ersatzbaum zu pflanzen.
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